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Kunstlift 24 • Leere Fülle Leere – Gedanken zum Kunstraum „Lift“

Das Nichts ist ein kaum vorstellbares Etwas. Das Nichts scheint uns in einer hektischen Gesellschaft als belanglos, wertlos oder gar als beunruhigend bedrohlich. Betrete ich den Lift, betrete ich das Nichts und schwebe auf oder ab im leeren Raum. Unsere Blicke wandern gedankenlos oder orientierungssuchend nach unten oder oben, auf der Suche nach etwas Unbestimmten. Im Nichts fehlt ihnen der halt. Die Enge des Nichts macht dabei manchen Angst, soviel Angst, dass sie das Nichts des Auf und Ab gar nicht erst betreten und somit beenden können. So wird der leere Raum „Lift“, der zwar Haltepunkte hat, aber an keinen wirklich festen Ort zu finden ist zum Kunstraum an sich.

In Wahrheit ist dieser Raum gar nicht mehr leer, wenn ich ihn betrete, aber das sehe ich nur wenn ich ihn nicht allein betrete. So wird das Betreten des Leerraums und der Druck auf eine Taste zugleich zum Beginn einer kurzen, ganz individuellen Inszenierung und Event im empfundenen Nichts. Ausgelöst von mir selber und nur für mich. Kinder lieben es mit dem Lift auf und ab zu fahren, es macht Spass …

Dieser jeweils individuell gestartete minimalistische Event erfährt seine überraschende Erweiterung, steigt jemand hinzu. Zugleich erlebe ich die bis dahin vorhandenen „totale eigene Freiheit“ im Nichts als beendet und erlebe eine Invasion „meines temporären privaten Raumes“. So stellt sich die bis dahin möglicherweise bedrohliche Leere des Lifts als Freiheit heraus, welche mir nun genommen wird und wohlmöglich bedrohlich gefüllt wird. Durch das überraschende öffnen der Tür begrenzt sich die eigene Gestaltung des Events nicht auf das Tun des Individuums, sondern es wird um das Moment der Begegnung von Mensch und Kunst im Raum erweitert.

Wird die Leere des Liftes durch fremde, große rote Materie (Atome) herausgedrückt, wird das Nichts zur Überfülle, der Lift wird nutzlos und unbrauchbar. Der Besucher braucht die Leere des Lifts um ihr Fülle zu geben und sie für sich zu nutzen. Der Besucher muss nun selber Hand anlegen, die Luft herauslassen, um neues Nichts zu erschaffen und um dieses Nichts nutzen zu können.

Fange ich an die Leere im Lift genau zu erkunden, geschieht ganz erstaunliches. Ich stelle fest, es gibt dort keineswegs ein absolutes Nichts, es findet sich dennoch Materie. Genauso entdecke ich, dass es keinen absolut vollen Raum gibt. Die großen rote Materie (Atome) beinhalten wiederum ein Nichts und zwischen ihnen finden sich Lücken aus lauter Nichts. Mit ihnen ist es nicht anders als mit den ganz kleinen Atomen. Und auch wenn Sie ein Ganzes bilden, so verändern sie doch ständig ihre Position und verändern so die Fülle und Leere.

Bleib der Lift auf Dauer leer, ist er zu einem völligen Nichts(nutz) verdammt. Erst durch das Füllen und Leeren, beginnt der Lift zu atmen und zu leben, kann sich auf und ab zu bewegen und kann in Beziehung mit uns treten.

Kunstlift 24 fordert durch scheinbar gefülltes Nichts auf, sich den leeren Raum zurück zu holen und die Leere des Nichts im Auf und Ab als einen Ort der Entfaltung persönlichen Freiheit und der Begegnung zu entdecken.

Kunstlift 24 fordert durch scheinbar gefülltes Nichts auf, sich den leeren Raum zurück zu holen und die Leere des Nichts im Auf und Ab als einen Ort der Entfaltung und persönlichen Freiheit zu entdecken.

Er fährt am 7. Dezember wie immer, von 17- 22 Uhr in der Stresemannstraße 100. Der Eintritt ist frei.

 

Der Kunstlift war schon das kleinste Kino Hamburgs, Schwarmbrutstätte und Genossenschaftszelle. In ihm wurde Geld verbrannt, er wurde betanzt, besungen und beduftet, beklebt und bemalt, es konnte wild getauscht und meist musste genau gekuckt und gelauscht werden. Oft war Interaktion gefragt und nicht nur bei der „Geheimen Wahl“ konnte man wählen.

Ab 2011 wird einiges anders. Was genau, verraten wir gerne vor Ort und im Rahmen des Liftfestes, am 7. Dezember. Sicher ist: Die Maße bleiben.